Editorial

Wir alle hören Musik. Während der Arbeit, im Auto, in der gemütlichen Kneipe wie im vornehmen Restaurant, im Zahnarztstuhl und auch während der Herzoperation. Mal wirkt sie berieselnd, manchmal beruhigend, gelegentlich aufdringlich und oft auch nur viel zu laut. Viele von uns nutzen sowohl Musik als auch Wort als scharfe Waffen gegen die Stille, die uns bewusst zu ertragen immer schwerer fällt.

ZEIT ZUM HÖREN

Wer sich zum bewussten Hören – ob im Konzertsaal oder daheim – Zeit nimmt, lernt nicht nur, Stille bewusst wahrzunehmen, sondern sie auch als unverzichtbar zu genießen.

TECHNISCHE REVOLUTION…

Seit der technischen Revolution ist das klangliche Erleben nicht mehr einer elitären Oberschicht vorbehalten. Radioempfänger und unterschiedliche Tonträger garantieren heute – je nach finanziellem Aufwand – eine praktisch grenzenlose Beschallung.

Mein Interesse für Musik entwickelte sich früh. Gerne erinnere ich mich an die vielen Stunden in den 1960er Jahren vor Vaters riesigem Röhrenradio – als ich mittels Lautstärkeknopf nicht nur die Leistungsgrenzen der Lautsprecher, sondern auch die Nerven meiner Eltern testete.

… AUCH IM KINDER- UND JUGENDZIMMER

Trotzdem schenkten sie mir später meinen ersten Plattenspieler: Einen „Telefunken“ mit der Bezeichnung „Mister Hit“. Ein Gerät ohne besondere Eigenheiten. Aber eben mein eigener!
Viel abzuspielen hatte ich allerdings nicht, denn als Pennäler war mein Salär für die schwarzen Scheiben eng begrenzt. Meine erste Stereoanlage verdiente ich mir durch bitteres frühes Aufstehen und saure Stunden des Zeitungsaustragens.

LEIDENSCHAFT…

Heute gilt meine Leidenschaft überwiegend Schallplatten, die ich ausschließlich hochwertigen Abspielgeräten anvertraue.
Als ich mir vor einigen Jahren eine neue Gitarre kaufte, entstand auch der Wusch, mich selber aufzunehmen. Weil die damals gebräuchlichen CD-Recorder (einmal wieder) viel zu teuer waren, behalf ich mir mit einer alten Revox A77 Bandmaschine, die ich mir nun endlich leisten konnte – allerdings nur, weil sie defekt war. Ein Arbeitskollege war nicht nur in der Lage, sie zu reparieren, er gab mir auch ein Buch über Bandmaschinen mit – und infizierte mich mit der Sammelleidenschaft.

… FÜR DAS BEWÄHRTE

Mittlerweile ist die Sammlung dieser diversen Gerätschaften derart angewachsen, dass ich dafür externe Räume anmieten musste. Mein langfristiges Ziel, die schönen Geräte der Nachwelt zu erhalten, hatte ich mir für das Rentenalter vorgenommen.
Seitdem haben nicht nur Freunde, Bekannte und Interessierte meine Sammlung besucht, sondern auch Sammler, mit denen ich meine Leidenschaft teile. Mit ihnen ließ ich die Idee keimen, ein Museum für unsere Lieblinge aufzubauen. Zu diesem Zweck gründeten wir schließlich einen Verein, geeignete Räume haben wir ebenfalls bereits gefunden.

MUSEUM STATT MÜLL – TON STATT TONNE

Wenn man heute sieht, welch alte Schätzchen auf Wertstoffhöfen ihr Leben aushauchen, dürfte sich die Idee, aus kulturhistorischen Gründen alte Geräte und Techniken der Nachwelt zu bewahren, als zutreffend erweisen.

Andreas Seeband (Museumsgründer) im Januar 2016